Hochzeit

Meine Eltern haben geheiratet. Schon wieder. Ist ne etwas längere Geschihte, aber im Grund ging es darum, dass sie damals nur standesamtlich geheiratat haben (hauptsächlich, weil ich im Anflug war und es schnell gehen musste) und sie deshalb die große kirchliche Trauung mit allem Drum und Dran nachholen wollten. Ich fand diese Idee sehr schön und habe ihnen gerne bei allem geholfen, was es zu tun gab : Deko, Gästeliste, Kleiderwahl... Und es hat sich wirklich gelohnt, selbst das sechsstündige Backen der Hochzeitstorte, denn es war ein wunderschöner Tag voller Liebe und Zufriedenheit. Doch wie ich nun mal bin, konnte ich natürlich auch dieses Ereigniss nicht ungeschoren davon kommen lassen, ich musste nachdenken und phylosophieren. Denn weshalb heiratat man eigentlich, wieso veranstaltet man dieses riesen Premborium? Wenn es nur darum ginge, sich einander das Ja-Wort zu geben und das am besten noch mit Gottes Segen, dann könnte man den ganzen Schnickschnack drumherum doch auch weglassen. Und wenn es um die Gäste geht - die kann man doch auch einfach so einladen. Also, weshalb die große Hochzeit in Weiß? Ist das etwa wieder so eine Geltmache wie der Valentins-/Mutter-/Vatertag? Geht es nur um die Lobbyisten und die Wirtschaft, die durch all den Kitsch-Kauf reich werden? Gibt es tatsächlich keinen tieferen Sinn in diesen "Festen der Liebe" als die Liebe zum Geld? Doch! Denn auch wenn es immer mehr zur Tradition wird, jedes mögliche Fest zum Wirtschaftsankurbler zu machen und in jeder Liebesbekundung eine Marktlücke zu sehen, weshalb sich immer mehr von diesen Tagen abwenden, so entstanden sie doch ursprünglich aus einem anderen Grund, nämlich dem der Dankbarkeit. Dankbarkeit für Freunde und Verwandte, für eine wohlsorgende Familie und die wahre Liebe. Es geht bei Hochzeiten, Jahrestagen und den genannten diversen anderen Feiertagen darum, diese Dankbarkeit und diese Liebe zu zeigen, nicht darum, sie mit teuren Geschenken zu umschmücken, sondern darum sie mit den wirklich wertvollen Geschenken zu lobpreisen, wie zum Beispiel einfach mit Zeit. Nun könntet ihr sagen : Zeit? Ich soll Zeit schenken? Und das soll meine Liebe beweisen? Aber wenn ihr mal genauer darüber nachdenkt werdet ihr feststellen, dass das gar nicht mal so blöd ist. Denn wie oft gehen Liebe und Freude, gehen Familie und Freunde im alltag unter? Wie oft verschieben wir Termine, nur um den nächsten Termin dann erneut zu vergessen, wie oft verschlafen wir wichtige Ereignisse unserer Liebsten oder leben an ihnen vorbei, nehmen sie für selbstverständlich und geben ihnen eben das nicht : Zeit? Gar nicht mal aus böser Absicht finden wir keine Zeit für sie, es passiert ganz einfach. Und plötzlich erwischt man sich bei dem Gedanken, dass man schon gar nicht mehr weiß, wie die Stimme der besten Freundin klingt, wann der Geburtstag der Oma war und wann das letzte Date mit dem Freund stattfand. Dabei ist es so wichtig, die Menschen, die man liebt und die einem diese Liebe zurückgeben, nah bei sich zu haben und ihnen immer wieder aufs Neue zu beweisen : Du bist mir wichtig! Denn sonst vergessen sie das eines Tages und dann sind sie weg. Aber diese wenigen Tage im Jahr, die Feste der Liebe, sie geben uns die Chance alles andere stehen und liegen zu lassen und uns voll und ganz diesen Menschen zu widmen, sie mit Liebe nur so zu überschütten. Diese Tage sind die Entschuldigung und der Anlass dafür, den Alltag einmal ruhen zu lassen. Und wer weiß, vielleicht ist es sogar gut, dass die Geschäfte so darauf rumtanzen, dass sie den Valentinstag und Muttertag immer mehr verbreiten und dafür sorgen, dass ihn auch ja niemand vergisst.....

Also, was ich damit sagen will : Schenkt euren Liebsten Zeit, zu jeder sich bietenden Gelegenheit und wenn sich sonst keine Gelegnheit bietet, dann wenigstens an Hochzeitstagen, Jahrestagen, Valentinstagen, Vatertag, Muttertag und was euch sonst noch alles einfällt.

Viel Spaß

eure

Faceless

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