Freunde?

Man kann einen Menschen noch so gut kennen, einige Dinge erstaunen einen doch noch an ihm und manchmal sind dies Sachen, die man niemals erwartet hätte und von denen man nur noch hofft, dass sie nicht wahr sind. Manchmal ist es ein Geheimnis, das ihr herausfindet und das von nun an zwischen euch steht. Aber manchmal ist es auch einfach nur das Verhalten dieses eigentlichen Freundes, das ihn wie einen völlig Fremden erscheinen lässt. Da kann es passieren, dass jemand, den ihr ewig kanntet, der euch vertraut war und euch am Herzen lag, euch einfach aus seinem Leben streicht. Nicht einfach etwas sagt, sondern euch einfach links liegen lässt. Und ihr bleibt zurück mit nichts als der Erinnerung an das, was ihr für besonders hieltet und der Frage, wo ihr falsch lagt. Mir ist das leider schon häufiger passiert und langsam beginne ich darüber zu verzweifeln. Denn ich frage mich, ob es meine Schuld war, ob ich einen Fehler begangen habe, der den anderen zu diesem mir fremden, gefühlskalten Etwas hat werden lassen, das sich immer mehr von mir distanziert, um mich irgendwann nicht einmal mehr im Vorbeigehen anzusehen, geschweige denn zu lächeln. Und wenn ja, so überlege ich weiter, was war es dann? War ich zu aufdringlich? Hab ich denjenigen eingeängt? Denn das ist das einzige, was mir möglich erscheint, wo ich doch Freundschaft als das höchste Gut erachte und alles für meine freunde tun würde. Aber wenn es das tatsächlich war, wieso hat er mir dann nichts gesagt? Wieso hat er nicht mit mir gesprochen, hat nicht versucht, einen Weg zu finden unsere Freundschaft zu erhalten anstatt sie so abrupt zu beenden? War er vielleicht gar nicht mein Freund? Waren wir gar nicht so besonders, so nah, so vertraut? Und wenn das wiederum stimmt, wer meiner Freunde empfindet dann genauso? Auf einmal finde ich mich in einem Netz aus verzweifelten Fragen wieder, deren Selbstkritik mich zu ersticken droht und deren hirnrissige Paranoia all meine fantatstischen Freundschaften bedroht, da ich das Gefühl habe, diesen einen Fall auf sie alle übertragen zu müssen. Auf einemal stehen mir die Tränen in den Augen, sobald meine beste Freundin mal keine Zeit für mich hat oder ein Kumpel mich mit nem doofen Kommentar aufzieht, der ja vielleicht doch gar nicht so scherzhaft gemeint war. Ich merke, dass es ich mich bescheuert verhalte, noch während ich es tue, aber ich kann einfach nicht aufhören. Die Angst nimmt ab, je länger das Zerwürfniss her ist, doch noch lange Zeit denke ich fieberhaft über alle Möglichkeiten und allen Irrsinn nach und noch viel länger, versuche ich, das Ruder noch herumzureißen und diese Freundschaft zu retten. Das ist auch der Moment, in dem ich die Fragen laut stelle und den eigentlichen Freund damit konfrontiere. Doch wie gesagt, ich habe das leider schon häufiger erlebt und bis jetzt habe ich nie eine Antwort erhalten. Es war einfach vorbei und ich wurde links liegen gelassen, mit nichts als der Erinnerung und unbeanteworteten Fragen.

Faceless

Kommentar schreiben

Kommentare: 0