Die Helden des Alltags

Ich spreche ja immer davon, die kleinen Freuden des Lebens zu genießen, das Wunder im Detail zu sehen und sich vom Sonnenschein verzaubern zu lassen. Doch so schön es auch sein mag, sich von der Natur den Tag versüßen zu lassen - ich vergesse dabei doch auch oft, einen weiteren Grundstein des Glückes zu erwähnen : Die Menschen.

Auch bei ihnen gilt : Freunde und Familie sind toll und wirklich wichtig, doch viel zu offensichtlich. Denn auch bei den Menschen gibt es sie, die unerwarteten Kleinigkeiten, die aus Regen einen Regenbogen zaubern.

Ich nenne sie gern die Helden des Alltags, denn im Grunde sind sie genau das. Wir sehen sie täglich, nehmen sie für selbstverständlich, beachten sie nicht weiter und schenken ihnen keine große Aufmerksamkeit. Dabei können sie oft so gut für uns sein.

Nehmen wir Heute. Es war ein normaler Schultag, alles wie immer, doofe Lehrer, gute Noten, liebe Freunde, stumpfe Witze. Nichts Besonderes.

Doch dann gab es heute Abend diese zwei Helden, die meine ausdruckslose Miene mit einem Lächeln zierten. Zum ersten die Verkäuferin der örtlichen Drogerie, die mich häufig bedient und auch schon gewohnt ist, dass ich kurz vor Ladenschluss nach der Arbeit noch schnell mein Müsli kaufe. Heute jedoch war ich schon zweimal dort gewesen - erst um Fotos zur Entwicklung zu schicken, dann um was für meine Kollegin zu holen - bevor mein allwöchentlicher Kauf anstand. So grinste sie mir dann an der Kasse entgegen und nahm mir mit den worten "Aller guten Dinge sind Drei, was?" die Müsli-Packung ab. Und sofort musste ich schmunzeln, einfach, weil sie sich für mich interessierte, mich wahrnahm, anstatt mich als einen von vielen Kunden in der Masse der Störenfriede vor Feierabend zu übersehen.

Und dann, auf dem Weg nach Hause, den Gepäckträger beladen mit Taschen und Einkäufen, sprang praktischer Weise meine Fahrradkette ab. Nun gut, dachte ich, nicht tragisch. Schließlich passiert mir das schon mal und ich bin im Ketten spannen geübt. So saß ich also im Dunkeln unter der einzigen Straßenlaterne weit und breit, um mich herum meine Taschen und fingerte an der öligen Kette herum, darum bemüht, gleichzeitig den hinterreifen hochzuhalten und die Zahnräder zu treffen. Und wie ich so da hockte hörte ich hinter mir Schritte vorbeigehen und dachte schon bei mir "Na toll, vielen Dank für keine Hilfe". Doch da stoppten die Schritte und ein netter junger Mann trat in den Lichtpegel der Laterne. "Na, kriegst die Kette nicht drauf?" fragte er freundlich und ohne noch eine Antwort abzuwarten hockte er auch schon neben mir. So daurte es nur einen Handgriff lang, bis er die letzten Glieder auch noch eingefädelt hatte und mir mit den Worten "Solltest du vielleicht mal kürzen" nach einem netten Smalltalk über Fahrradketten und Öl noch einen schönen Abend und eine sichere Heimfahrt wünschte.

Zwar hätte ich das Problem sicher auch allein lösen können und unsere abendliche Unterhaltung zeugte nicht gerade von Güte und Herzlichkeit, doch diese kurze Episode der Hilfe wirkte für mich wie ein strahlender Abschluss des Abends und ein Beweis dafür, dass Ritterlichkeit nun eben doch noch nihct ausgestorben ist.


Also, sollte einer von euch zufällig die Kassiererin oder der Fahhradretter sein - Vielen Dank für das Lächeln :)

Und wenn nicht, dann seht doch einfach mal die alltäglichen Menschen etwas genauer an, vielleicht bringen sie euch ja auch Mal zum grinsen - oder andersherum


Faceless

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