tod

Der Tod ist etwas so allgegenwärtiges, etwas so alltäglich presentes, dass wir ihn oft einfach vergessen. Wir übersehen all die Möglichkeiten, die sich ihm bieten, vergessen all die Momente, da seine Finger bereits nach uns gegriffen hatten. Ich vergesse den einen Augenblick, als deine kühle Hand mich strichelte niemals. Nie. Doch ich habe keine Angst vor dem Tod. Seine ständige Anwesenheit macht ihn meiner Meinung nach weniger zu einem dunklen Schatten als viel mehr zu einer Art Sonnenschein. Der Strahl, der von ihm ausgeht, diese Erinnerung an unsere sterblichkeit, macht doch besonders deutlich, wie viel Leben wir haben. Denn nur wer lebt kann auch sterben, nur wer atmet kann damit aufhören. Der Tod ist nicht der Schatten selbst, sein Lich wirft lediglich die Schatten oder macht sie besonders dunkel. Doch weil der Tod uns so nah ist, weil er uns dazu aufruft jeden Tag wie unseren letzten zu genießen und uns immer wieder daran zu erinnern, wer und was in unserem so kurzen Leben wirklich eine Rolle spielt, erscheint er mir mehr wie etwas positives. Er ist eine Art Freund, ein Berater, jemand, der uns über die Schulter schaut und uns ab und zu leise ins Ohr flüstert : Wieso tust du das? Ist es dir deine Zeit wirklich wert? Und auch wenn der Tod das Ende des Lebens bedeutet, so glaube ich nicht, dass alles endet. Irgendetwas wird uns nach unserem ableben erwarten. Vielleicht werden wir tatsächlich zu Sonnenaufgängen. Vielleicht passiert etwas anderes. Vor dem Tod und dem wie auch immer gearteten Leben danach für mich habe ich keine Angst. Für sie empfinde ich eine gewisse wärmende Neugierde, so als wäre ich vor einem Bungee-Sprung, das Abenteuer gemischt mit etwas Furcht vor dem NEuen, dem Ungewissen. Doch es wird es wert sein. Das Leben ist den Tod wert. Wovor ich Angst habe ist der Tod anderer. Dieser Gedanke, dass meine Freunde, meine Eltern, meine Nachbern einfach eines Tages nicht mehr da sein werden. Das ich ihnen plötzlich nicht mehr auf der Straße 'Hallo' sagen werde, dass wir nicht mehr zusammen Abendessen, dass sie mich nicht mehr in ihre Arme nehmen. Das ist erschreckend und wird noch erschreckender dadurch, dass niemand weiß, wann dieser alles verändernde Tag sein wird. Ich bin überzeugt davon, dass all diese Menschen in meinem Herzen und durch ihre Seele noch immer und bis an das Ende meines eigenen Lebens bei mir sein werden, doch der Unterschied zwischen einer emotionalen und einer körperlichen Nähe ist unglaublich groß.

Doch es scheint, als seien all unsere Ängste dem Leben sowie auch dem Tod egal. Sie scheren sich nicht um Verbliebene. Alles was sie kümmert, ist, uns tagtäglich aufzuzeigen, was Liebe und Leben und Freude - was all das Glück in unserer Zeit hier auf Erden tatsächlich wert ist. Nämlich den Verlust desgleichen.

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