Blinde Traumtänzer?

Vor einiger Zeit schrieb ich über das "wolkenlose Leben", die Schönheit der Himmelsmalerei, sowie die kleinen Dinge des Lebens, die meiner Meinung nach allerdings das große Glück erst ausmachen - und jetzt frage ich mich langsam : Bin ich die einzige, die solche Momente sieht? Die einzige, die, fasziniert von diesem Augenblick, inne hält und seine Schönheit in sich aufnimmt, in der Hoffnung, sie nie zu vergessen, einen Teil davon in sich zu behalten auf ewig und so auch zu einem Teil dieses Kunstwerkes zu werden? Vermutlich.... Anders kann ich mir nicht erklären, dass alle anderen vorbeidüsen an den Nebelschwaden, die in den taufeuchten Baumwipfeln hängen, wie ein Seidenschal, den die Winbö in ihre Arme getrieben hat. Dass sie sich zurückziehen, wenn der Mond hinter dem roten Schleier der untergehenden Sonne an vereisten Baumwipfeln emporklettert und die letzten Sonnenstrahlen funkelndüber verschneite wiesen tanzen. Dass sie den Kopf abwendet von der Sonne, die mit strahlender Kraft die Wolken beseite schiebt, um sich Gehör zu verschaffen für ihre Verkündigung von Wärme und Licht. Dass sie nicht einmal lächeln, wenn sie vorbeigehen an morgentrüben Wiesen, an deren saftig-glänzenden Frühjahrsgräsern sich junge Rehe zu schaffen machen. Sehen sie diese magischen Momente etwa nicht?! Realisieren sie die Vergänglichkeit solcher kleinen Besonderheiten nicht?! Oder ignorieren sie sie absichtlich? Aber wieso? Sind sie vielleicht zu beschäftigt, um stehen zu bleiben und es zu genießen? Vor ein paar Tagen kam mir eine Frau mit ihrer etwa fünf Jahre alten Tochter entgegen. Wir gingen an einem See entlang, die abendlichen Sonnenstrahlen hüpften über die sachten Wellen, die der Wind vor sich hertrieb und zwei, drei Enten dösten leise quakend am Ofer vor sich hin. Selbstverständlich wollte das Kind zu ihnen, sie streicheln, mit den Fingern über ihr feuchtes Gefieder fahren, ein wenig in den See hineinwarten und mit das kühle Wasser um ihre Zehen fahren lassen. Und ebenso selbstverständlich hielt die Mutter es davon ab. Und nicht, indem sie ihr Kind an die Hand nahm und diesen Moment mit ihm zusammen genoss, es vorsichtig an die Enten heranführte und es mit Wasserspritzern im Gesicht erschreckte, wie meine Mutter es damals getan hätte - nein, sie nahm es bei der Hand und ging weg. Einfach weg. Und dieses Kind drehte sich um und sah zu den Enten am Ufer hinunter, die immernoch friedlich dort ruhten, ohne dass es ihr Gefieder hatte spüren können. Wieso?

Also, nehmt euch Zeit für die schönen Momente des Lebens, wenn sie auch noch so unwichtig erscheinen mögen. Versucht einfach einmal, es wie dieses Kind zu sehen : einfach, schlicht, ohne Zeitdruck und Geldnot - und dann überlegt, was euch wichtig wäre, was euch mit Glück erfüllen würde ohne all diese Lasten und Verpflichtungen. Und dann tut es!

Eure

Faceless

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